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Omocestus haemorrhoidalis

(Charpentier, 1825)

(Charpentier, 1825)

DE:

Rotleibiger Grashüpfer

EN:

Orange-tipped Grasshopper

FR:

Le Criquet rouge-queue

IT:

Omocesto coda-rossa

Observation.org

Orthoptera.Speciesfile.org

IUCN Red List

Synonyme

Omocestus haemorrhoidalis hyalosuperficies Voroncovskij, 1928 | Stenobothrus montivagus Azam, 1908 | Stenobothrus haemorrhoidalis variety nebulosa Brunner von Wattenwyl, 1882 | Omocestus haemorrhoidalis variety obscurus Schirmer, 1913 | Omocestus haemorrhoidalis robustior Zacher, 1917 | Omocestus haemorrhoidalis variety viridis Schirmer, 1913

Morphologie

Omocestus haemorrhoidalis gehört zu den kleinsten und kompaktesten Grashüpfern. Die Grundfarbe variiert von ockerbraun bis graubraun. In manchen Jahren gibt es vermehrt Tiere, die auf der Oberseite an Kopf, Halsschild und Flügel grünlich sind. Das Hinterleibsende der Männchen ist oft intensiv orangerot. Die meist hellen Halsschild-Seitenkiele sind schwarz gesäumt und im ersten Drittel stark nach innen gebogen, stärker als bei den beiden anderen Omocestus-Arten. Die breiteste Stelle zwischen den Halsschild-Seitenkielen am Hinterrand ist rund 3x so breit wie die schmalste Stelle. Die Flügel erreichen bei beiden Geschlechtern die Hinterknie und haben oft eine hell gesäumte Knickkante. Das Medialfeld ist in der Regel kontrastreich schwarz gefleckt. Die Legeröhrenklappen der Weibchen sind kurz, deutlich kürzer als die Subgenitalplatte.

  • ♂ 11-14 mm
  • ♀ 15-20 mm

Gesang

Der Spontangesang des unscheinbaren Omocestus haemorrhoidalis ist ebenso unauffällig wie leise. Meist wird der Gesang von lauteren Arten wie Chorthippus mollis übertönt. Die Verse dauern nur 2-4 s, beginnen leise, oft mit einigen tonlosen Silben, und erreichen die maximale Lautstärke meist vor der Versmitte, manchmal schon kurz nach Versbeginn. Der Werbegesang besteht aus kürzeren Versen von ca. 2 s Dauer, die in unregelmässigen Abständen vorgetragen werden. Anders als beim Spontangesang beginnen die Verse laut und werden gegen das Ende leiser. Wenn sich zwei Männchen begegnen, erzeugen sie ähnliche Verse. Wir konnten keine Unterschiede zwischen Werbe- und Rivalengesang feststellen.

Spontangesang von drei verschiedenen ♂♂ von Omocestus haemorrhoidalis. Zusammengeschnittene Aufnahme - DE, Bayern, Gungoldinger Wacholderheiden, 25 °C, sonnig.

Antwortgesang von zwei ♂♂ von Omocestus haemorrhoidalis. Das zweite ♂ singt genau in der Pause des ♂ im Vordergrund - CH, VS, Cambioula, 23 °C.

Auf den Spontangesang von Omocestus haemorrhoidalis reagiert ein anders ♂ mit dem Rivalengesang - CH, VS, Cambioula, 23 °C.

Einzelner Vers aus dem Spontangesang von Omocestus haemorrhoidalis - DE, Bayern, Gungoldinger Wacholderheiden, 25 °C, sonnig.

Video: Wolfgang Forstmeier

Verbreitung

Omocestus haemorrhoidalis ist von Spanien über Südostfrankreich, ganz Mitteleuropa und den Balkan bis nach Korea im Osten verbreitet. Die nördliche Verbreitungsgrenze verläuft durch Dänemark, Südschweden und Lettland. In der Schweiz sind die Vorkommen auf das Wallis, das Tessin und die Alpensüdtäler beschränkt. Einige Fundstellen befinden sich zudem am Jurasüdfuss. In Deutschland ist Omocestus haemorrhoidalis aus allen Bundesländern bekannt, allerdings ist er überall selten.

This map is based on occurrence records available through the GBIF network and may not represent the entire distribution.


Phänologie & Lebensweise

Ausgewachsene Tiere findet man von Juni bis Oktober.
Über die Eiablage von Omocestus haemorrhoidalis ist nur wenig bekannt. Vermutlich werden die Eier wie bei den anderen Omocestus-Arten in den Boden, an die Basis von Gräsern oder in den Wurzelfilz abgelegt. Nach dem Schlupf durchlaufen die Männchen 4, die Weibchen 5 Larvenstadien. Omocestus haemorrhoidalis ernährt sich vorwiegend von Süssgräsern und Kräutern. Bei Weibchen konnten wir beobachten, wie sie an toten Insekten frassen.


Lebensraum

Omocestus haemorrhoidalis ist auf warme und trockene, kurzgrasige Lebensräume angewiesen, die einen mehr oder weniger hohen Anteil offener Bodenstellen aufweisen. Man findet die Art beispielsweise in Trocken- und Halbtrockenrasen, Zwergstrauchheiden und anderen kurzgrasigen Wiesen, Weiden und Heiden. Im Tessin sind die Lebensräume etwas feuchter und langgrasiger, aber nicht weniger stark sonnenexponiert. Des Weiteren ist Omocestus haemorrhoidalis aus Binnendünen entlang von Flüssen, verschiedenen Magerrasen und Sandtrockenrasen bekannt. Im Süden Europas lebt Omocestus haemorrhoidalis vorwiegend auf Alpweiden in höheren Lagen.


Gefährdung & Schutz

Eine traditionelle Beweidung ist für Omocestus haemorrhoidalis von grosser Bedeutung. Eine Nutzungsaufgabe kann deren Bestände gefährden. Unklar ist, wie stark die künstliche Bewässerung im Walliser Rhonetal negative Folgen auf die Vorkommen hat. Durch eine extensive Beweidung mit Schafen, Ziegen oder Rindern kann die Art einfach gefördert werden.

Rote Listen
  • CH:
    NT (Potenziell gefährdet)
  • DE:
    V (Vorwarnliste)
  • AT:
    VU (Verletzlich)
  • Europa:
    LC (Nicht gefährdet)

Ähnliche Arten

Omocestus haemorrhoidalis kann mit den beiden anderen Omocestus-Arten verwechselt werden. Diese sind aber bedeutend grösser und die Halsschild-Seitenkiele sind weniger stark nach innen gebogen. Die ähnlichste Art mit dem grössten Verwechslungspotenzial ist Stenobothrus stigmaticus. In weiten Teilen ausserhalb der Schweiz kommen beide Arten gemeinsam vor. Die Halsschild-Seitenkiele von Stenobothrus stigmaticus sind allerdings nur ganz schwach nach innen gebogen und die Legeröhre des Weibchens ist gezähnt. Die Spontangesänge der drei Omocestus-Arten sind sich im Aufbau ähnlich. In der Reihenfolge Omocestus haemorrhoidalis, Omocestus rufipes und Omocestus viridulus werden die Verse länger und lauter. Im Unterschied zu Omocestus viridulus und Omocestus rufipes sind die Verse von Omocestus haemorrhoidalis deutlich leiser und kürzer und haben einen schwirrenden Charakter. Stenobothrus stigmaticus erzeugt durchschnittlich noch kürzere Verse als Omocestus haemorrhoidalis, auch sie können in der Lautstärke anschwellen. Bei Stenobothrus stigmaticus hört man jedoch die einzelnen Silben als kratzende Laute heraus, da diese weniger schnell wiederholt werden.

Omocestus petraeus

Stenobothrus stigmaticus

Omocestus rufipes

Omocestus viridulus

Myrmeleotettix maculatus

Myrmeleotettix antennatus