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Sphingonotus caerulans

(Linnaeus, 1767)

(Linnaeus, 1767)

DE:

Blauflügelige Sandschrecke

EN:

Blue-winged Sand Grasshopper

FR:

L' Oedipode aigue-marine

IT:

Cavalletta celestina

Observation.org

Orthoptera.Speciesfile.org

IUCN Red List

Synonyme

Acridium coerulans Brullé, 1840 | Sphingonotus exornatus Nedelkov, 1907 | Sphingonotus coerulans form intermedia Ramme, 1911 | Sphingonotus linosae Salfi, 1927

Morphologie

Die Grundfarbe von Sphingonotus caerulans ist in der Regel weisslich, hellgrau oder bräunlich mit einer mehr oder weniger ausgeprägten Zeichnung aus dunklen Bändern und Flecken. Je nach Untergrund variiert die Grundfarbe erheblich und man findet immer wieder rötliche, bläuliche und annähernd schwarze Tiere. Sphingonotus caerulans ist schlanker gebaut als die beiden Oedipoda-Arten. Die Fühler sind hell-dunkel geringelt. Hinter dem Kopf ist der Halsschild leicht eingeschnürt und der Mittelkiel wird von drei Nähten durchquert. Der Halsschild-Mittelkiel ist nur geringfügig ausgeprägt. Die langen Flügel überragen die Hinterschenkel fast um deren Länge und sind mit zwei bis drei dunklen Querbändern gezeichnet. Die Hinterflügel sind an der Basis deutlich bläulich und gegen den Aussenrand farblos durchsichtig. Die Hinterschenkel sind kurz und reichen normalerweise nicht bis zum Hinterleibsende. Die Hinterschienen sind bläulich.

  • ♂ 17-19 mm
  • ♀ 20-33 mm

Gesang

Sphingonotus caerulans zeigt neben lautlosen Beinbewegungen mindestens drei verschiedene Typen von Lautäusserungen. Bei gleichgeschlechtlichen Begegnungen erzeugen die Männchen schwirrende Laute von 0,25-0,5 s Dauer, die sie z.B. auch gegenüber Männchen von Oedipoda caerulescens äussern. Seltener hört man diesen Gesangstyp auch von isolierten Männchen. Öfter hört man mehrere Männchen beim Rivalengesang, deren Laute sich überlagern. Ähnlich wie bei Acrotylus patruelis belagern die Männchen die Weibchen bei der Eiablage und erzeugen dabei kürzere Laute als beim Spontan- oder Rivalengesang. Diese sind reiner und werden auch kurz vor der Paarung erzeugt. Das Frequenzspektrum dieser Laute liegt in einem engen Bereich und zeigt bei zwei Aufnahmen ein Maximum bei ca. 4 kHz. Eine dritte Art von Lauten hörten wir, wenn die Männchen ein heranfliegendes Weibchen erspähten und auf dieses zugingen. Diese Laute sind kurz und werden schnell aneinander gereiht.

Rivalengesang von Sphingonotus caerulans. Es sind drei ♂ von Sphingonotus caerulans und ein ♂ von Oedipoda caerulescens (bewegte die Beine nur lautlos) involviert. Die Verse der ♂♂ überlagern sich teilweise - FR, Alpes-de-Haute-Provence, Thèze, 24 °C.

Werbegesang von Sphingonotus caerulans. Ein ♂ erspäht ein heranfliegendes ♀ und äussert Laute, die deutlich vom Rivalengesang abweichen. Danach werden reine Laute geäussert, bevor das ♀ angesprungen wird - FR, Alpes-de-Haute-Provence, Thèze, 24 °C.

Rivalisierende ♂♂ von Sphingonotus caerulans und Oedipoda caerulescens. Es ist nur Sphingonotus caerulans zu hören - FR, Alpes-de-Haute-Provence, Thèze, 24 °C.

Video: Wolfgang Forstmeier

Verbreitung

Sphingonotus caerulans ist von Spanien über Mitteleuropa bis Westrussland verbreitet. Nördlich erreicht sie den Süden Norwegens und Schwedens. Die genaue Artzugehörigkeit der südeuropäischen Populationen ist momentan unklar, da viele Arten und Unterarten beschrieben wurden, die sich meist kaum von der Nominatform unterscheiden. In der Schweiz kommt Sphingonotus caerulans verstreut in den Niederungen aller Landesteile vor. In Deutschland hat sie im Südwesten und im Nordosten zwei Verbreitungsschwerpunkte.

This map is based on occurrence records available through the GBIF network and may not represent the entire distribution.


Phänologie & Lebensweise

Ausgewachsene Tiere finden sich von Mitte Juni bis Oktober.
Die Eier von Sphingonotus caerulans werden in offenen, sandig-kiesigen Boden abgelegt und schlüpfen Ende Mai bis Anfang Juni. Die Art ist in den Felsensteppen im Wallis oft etwas später als ihre Begleitarten. Sphingonotus caerulans ist als typische Pionierart eine gute Fliegerin und daher sehr mobil. Immer wieder trifft man isolierte, einzelne Individuen oder kleinere Populationen an, die von einer neuen Kolonisierung zeugen. Sphingonotus caerulans frisst Kräuter, Gräser, Moose und zum Teil auch tote Insekten.


Lebensraum

Sphingonotus caerulans ist wärme- und trockenheitsliebend und besiedelt vorwiegend Pionierlebensräume mit vegetationslosen Flächen oder einem sehr geringen Deckungsgrad der Vegetation. Typische, natürliche Lebensräume sind kiesige und sandige Bereiche entlang von Alpenflüssen und Felsensteppen, wo sie auf den steinigen, praktisch vegetationslosen Flächen zu finden ist. Sphingonotus caerulans besiedelt nicht selten auch Sekundärlebensräume. Dies sind Kiesgruben, Steinbrüche, Industriegelände und Gleisanlagen der Bahn.


Gefährdung & Schutz

Mit dem Verlust der natürlichen Dynamik der Alpenflüsse sind die natürlichen Lebensräume von Sphingonotus caerulans grossräumig zerstört worden. Die Art gilt in der Schweiz als verletzlich, in Deutschland und Österreich als stark gefährdet. Allerdings konnte die Art durch die Schaffung von Sekundärhabitaten auch von menschlichen Aktivitäten profitieren. Daher sind es auch die Sekundärlebensräume, die bei entsprechender Pflege zur Förderung der Art beitragen können. Einerseits sollte verhindert werden, dass wertvolle Kiesgruben wieder aufgefüllt werden andererseits muss zur Förderung von Sphingonotus caerulans der Pioniercharakter der Lebensräume erhalten bleiben. Eine bewährte Methode ist das periodische Abschieben des Oberbodens.

Rote Listen
  • CH:
    VU (Verletzlich)
  • DE:
    2 (Stark gefährdet)
  • AT:
    EN (Stark gefährdet)
  • Europa:
    LC (Nicht gefährdet)

Ähnliche Arten

Sphingonotus caerulans kann mit den beiden Oedipoda-Arten verwechselt werden. Diese sind untersetzter und deren Halsschild ist hinter dem Kopf nicht eingeschnürt. Ausserdem haben sie einen deutlich erhabenen Mittelkiel. Die Hinterflügel der Oedipoda-Arten sind entweder kräftig rot oder blau mit einer schwarzen Randbinde. Ebenfalls ähnlich ist Acrotylus patruelis, jedoch ist diese Art noch zierlicher, meistens kontrastreich gezeichnet und stark behaart. Die Hinterflügel von Acrotylus patruelis sind an der Basis rosarot und weisen ebenfalls einen mehr oder weniger langen, dunklen Fleck auf.

Oedipoda caerulescens

Oedipoda germanica

Acrotylus patruelis