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Stenobothrus rubicundulus

Kruseman & Jeekel, 1967

Kruseman & Jeekel, 1967

DE:

Schnarrender Heidegrashüpfer

Bunter Alpengrashüpfer

EN:

Wing-buzzing Toothed Grasshopper

FR:

Le Sténobothre alpin

IT:

Stenobotro crepitante

Observation.org

Orthoptera.Speciesfile.org

IUCN Red List

Synonyme

Gryllus rubicundus Germar, 1817 | Gryllus miniatus Charpentier, 1825

Morphologie

Stenobothrus rubicundulus ist die grösste Stenobothrus-Art Mitteleuropas. Die Grundfärbung variiert von grün über grau bis braun und ist ähnlich variabel wie bei Stenobothrus lineatus. Die hellen Halsschild-Seitenkiele sind in der vorderen Hälfte etwas nach innen gebogen und dunkel gesäumt. Die breiten Flügel der Männchen sind gebräunt bis schwarz und überragen die Hinterknie leicht. Bei den Weibchen sind sie etwas heller, mit dunklen Flecken überzogen und erreichen knapp die Hinterknie. Das auffallend weisse Stigma liegt knapp hinter der Flügelmitte. Das Medialfeld der gebräunten Hinterflügel ist bei beiden Geschlechtern sehr breit, regelmässig quergeadert und von kräftigen Längsadern umgeben. Besonders bei den Männchen sind Hinterleibsende und Hinterschenkel und -schienen leuchtend orange bis rot gefärbt. Die Hinterknie sind dunkel.

  • ♂ 18-20 mm
  • ♀ 17-25 mm

Gesang

Stenobothrus rubicundulus zeigt zwei verschiedene Gesangsformen. Zum einen werden die Hinterbeine wie bei anderen Feldheuschrecken gegen die Radialader der Vorderflügel gerieben, zum anderen wird mit den Hinterflügeln ein lautes Flügelschnarren erzeugt. Dieses Schnarren wird entweder am Boden oder im Flug vorgetragen. Dabei werden die Vorderkanten der Hinterflügel 55-85 Mal pro s gegeneinander geschlagen. Typisch ist, dass ein Flügelschnarren von ca. 20 Silben eingeleitet wird, die mit den Hinterbeinen erzeugt werden. Diese einleitenden Silben werden oft durch ganz kurzes Flügelschnarren unterbrochen. Beim Werbegesang werden die beiden Gesangsarten kombiniert. Der intensive Teil des Werbegesangs gleicht demjenigen von Stenobothrus lineatus, ist aber unregelmässiger. Es kommen immer wieder lautere, beschleunigende „zi zi zi“-Passagen vor, die von leiseren abgewechselt werden. Das Männchen hebt auch schnarrend vom Boden ab, um gleich wieder vor dem Weibchen zu landen.

Spontangesang von Stenobothrus rubicundulus mit allen Phasen: einleitende Verse, Flügelschnarren und Abflug - CH, GR, Pontresina, 25 °C, sonnig.

Spontangesang von Stenobothrus rubicundulus mit längerer Einleitungsphase - CH, GR, Pontresina, 25 °C, sonnig.

Ausschnitt aus dem Spontangesang von Stenobothrus rubicundulus - CH, GR, Pontresina, 25 °C, sonnig.

Werbegesang von Stenobothrus rubicundulus - CH, GR, Pontresina, 25 °C, sonnig.

Ausschnitt aus dem einleitenden Gesang von Stenobothrus rubicundulus, drei Silben - CH, GR, Pontresina, 25 °C, sonnig.

Video: Wolfgang Forstmeier

Verbreitung

Stenobothrus rubicundulus ist in den Alpen weit verbreitet und kommt in Italien zudem lokal in der Toskana (Alpi Apuane) und im Apennin vor. Auf der Balkanhalbinsel erstreckt sich das Verbreitungsgebiet bis in den Süden Griechenlands. In der Schweiz werden zwei voneinander getrennte Gebiete besiedelt: das Oberwallis mit dem Simplongebiet und das Engadin. Die Höhenverbreitung erstreckt sich in der Schweiz von 1000 m bis 3000 m. Im Mittelmeergebiet gibt es Vorkommen auf Meereshöhe.

This map is based on occurrence records available through the GBIF network and may not represent the entire distribution.


Phänologie & Lebensweise

Ausgewachsene Tiere finden sich von Juli bis Ende Oktober.
In warmen Lebensräumen ist Stenobothrus rubicundulus trotz der Höhe der Fundorte eine eher frühe Art. Bei den auf Meereshöhe gelegenen Fundorten, in den Karstlandschaften von Triest, ist die Art schon im Juni ausgewachsen.


Lebensraum

Stenobothrus rubicundulus besiedelt trockene, felsige Wiesen, die mit Wacholder und anderen Zwergsträuchern durchsetzt sind. Wichtig scheinen offene, exponierte Steinplatten und Rohboden zu sein. Oft sind die Hänge so steil, dass die Vorkommen nur durch singende Männchen bestätigt werden können. Im Süden Europas werden niederwüchsige, aber stellenweise dichte Bergwiesen und -weiden sowie Waldlichtungen besiedelt. Im Lebensraum findet man oft auch Stauroderus scalaris und Psophus stridulus.


Gefährdung & Schutz

Aufgrund des beschränkten Verbreitungsgebietes in der Schweiz wurde Stenobothrus rubicundulus als potenziell gefährdet eingestuft. Die Lebensräume sind allerdings wenig vom Menschen beeinflusst und deshalb kaum gefährdet.

Rote Listen
  • CH:
    NT (Potenziell gefährdet)
  • DE:
    Abwesend
  • AT:
    EN (Stark gefährdet)
  • Europa:
    LC (Nicht gefährdet)

Ähnliche Arten

Stenobothrus rubicundulus kann mit Stauroderus scalaris verwechselt werden, der oft im selben Lebensraum anzutreffen ist. Stauroderus scalaris ist in der Regel weniger bunt und auf der Rückenseite bräunlich gefärbt. Zudem hat die Art ein erweitertes Präcostalfeld. Beim Flugschnarren sind die einzelnen Anschläge deutlicher wahrnehmbar und unmittelbar nach der Landung erzeugt Stauroderus scalaris stets den typischen Spontangesang. Stenobothrus lineatus ist ebenfalls ähnlich, aber kleiner und das Medialfeld im Vorderflügel reicht über die Flügelmitte hinaus. Der Spontangesang unterscheidet diese Arten zudem deutlich. Aufgrund des Flugschnarrens sind Verwechslungen mit Psophus stridulus möglich. Dieser ist aber im Habitus und auch farblich ganz anders und hat leuchtend orange-rote Hinterflügel, die im Flug gut sichtbar sind.

Stauroderus scalaris

Stenobothrus lineatus

Psophus stridulus